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Heinz Bruchwitz, Pfarrer an der Zionskirche

Berlin N 58, den 10.2.1957

Am 11. März 1911 wurde ich zu Berlin -Tegel als Sohn des damaligen Telegraphenassistenten Otto Bruchwitz und seiner Ehefrau Marie, geb. Herrmann geboren. Vom sechsten Lebensjahre an besuchte ich die Humboldtschule zu Berlin -Tegel. An ihrer Reform- Realgymnasial-Abteilung bestand ich am 12.3.1929 die Reifeprüfung mit Auszeichnung. Unter großen Opfern meines Elternhauses konnte ich nun das Studium der Theologie beginnen. Der Entschluss dazu fällt noch in die Zeit vor meiner Konfirmation.

Insgesamt studierte ich neun Semester, und zwar drei Semester an der Theologischen Schule zu Bethel / Bielefeld, drei Semester an der Universität zu Greifswald / Pommern, drei Semester an der Universität zu Marburg an der Lahn. Die fehlenden Sprachprüfungen legte ich in Münster / Westfalen ab; ich bestand das Graecum mit der Note sehr gut, das Hebraicum mit gut. Die Durchführung meines Studiums wurde dadurch entscheidend gesichert, dass ich nach dem zweiten Bethelsemester zu nächst als Vorsemester, dann in Greifswald als Mitglied in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen wurde. Nach dem dritten Bethelsemester diente ich in dem Hause Morija in Bethel sieben bis acht Wochen als freier Helfer mit der blauen Schürze. In Greifswald war ich aktiv im christlich-deutschen Schwarzburgbund. In der Marburger Zeit ging ich sehr mit dem Gedanken um, nach Afrika in die Mission zu gehen, und fing bereits an, Bantusprachen zu lernen. Statt dessen ging ich nach dem letzten Semester für gut zwei Jahre freiwillig in den Arbeitsdienst. Als mir im Herbst 1935 angeboten wurde, unter Verzicht auf Theologie und vor allem Predigen die höhere Arbeitsdienstführerlaufbahn einzuschlagen, schied ich aus dem Arbeitsdienst aus und kehrte von Marburg nach Berlin zurück. Nach reiflicher Überlegung meldete ich mich im Sommer 1936 beim Prüfungsamt der Bekennenden Kirche Berlin-Brandenburg als Kandidat. Hier bestand ich am 23.6.1937 die Erste Theologische Prüfung im ganzen gut.

Am 1.7.1937 wurde ich an der Heilandskirche zu Berlin-Moabit als Lehrvikar eingewiesen. Mein Vikariatspfarrer zog mich heran zum Unterricht der Konfirmanden vier mal in der Woche), zu Gottediensten, zur Mitarbeit im Männer- und Jugendkreis sowie an den wöchentlichen Evangelischen Volksabenden, gelegentlich auch zum Krankenhausdienst. Ausserdem predigte ich häufiger im Zellengefängnis Berlin-Moabit. Mein Lehrvikariat endete damit, dass ich mich im Oktober 1938 zur Legalisierung? meiner Ersten Theolog. Prüfung eines Colloquiums im Ev. Konsistorium unterzog und Anfang November 1938 auf das Predigerseminar in Frankfurt-Oder ging. Im Frühjahr 1939 kehrte ich als Prädikant an die Heilandskirche in Berlin-Moabit und wurde dort nach Ablegung meiner Zweiten Theologischen Prüfung am 19.11.1939 ordiniert. Damit begann meine Hilfspredigerzeit. Als Hilfsprediger wurde ich zunächst - ab 1.12.1939 - in Ziebingen Krs. Westernberg eingewiesen, danach ab 15.1.1940 in Soldin / Neumark, ab 1.11.1940 in Lippehne / Neumark, ab Frühjahr 1943 in Hohenwerbig Krs. Zauch-Belzig, Suptur. Niemegk, ab Januar in der Parochie Rädigke bei Niemegk, im Fläming gelegen. Infolge meiner Einziehung zur Wehrmacht am 28.1.1940 konnte ich den Gemeinden meist nur im Urlaub dienen. Zwar wurde ich nach Teilnahme am Westfeldzug von der Wehrmacht zum geistlichen Hilfsdienst im Kirchenkreis Soldin/Neumark zunächst beurlaubt, am 5.10.1940 sogar entlassen. Doch im April 1941 wurde ich erneut eingezogen und blieb Soldat, bis ich am 26.4.1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet. Hier fand ich immer wieder Gelegenheit zum Dienst. Am 19.7.1947 kehrte ich heim. Am 3.8.1947 erfolgte meine Amtseinführung in Rädigke.

Am 1.9.1947 übernahm ich den Pfarrdienst in drei, vier Monate später in zwei weiteren Gemeinden. Während meiner Abwesenheit hatte meine Frau den Gemeinden, so gut es ihr möglich war, gedient. Nun hielt sie weitere drei Jahre in zwei Gemeinden Lesegottesdienst, während ich in den drei anderen sonntäglich Predigtgottesdienst hielt. Im Winterhalbjahr hielt ich drei Jahre hindurch in allen fünf Gemeinden wöchentlich Bibelstunde, in vier Gemeinden die Christenlehre. Chorsingen versuchte ich in drei Gemeinden durchzuhalten, das Quempassingen in allen. Im August 1950 wurde mir ärztlicherseits geraten, die Arbeit in den fünf Dörfern aufzugeben. Erst im Frühjahr 1951 war ich dazu willig.

Ich bewarb mich um eine Pfarrstelle an der Zionskirche zu Berlin und wurde im Sommer vom Gemeindekirchenrat einstimmig gewählt. Am 16.9.1951 wurde ich in Zion eingeführt. Am 30.11.1951 konnte ich meine Familie nachholen. In Zion übernahm ich eine umfangreiche Arbeit: ausser vielen Konfirmanden die Männer- und die Jugendarbeit, den Missionskreis, den Opfergroschenkreis, die Sozialarbeit. Ausserdem wurde ich Obmann der Bezirksstelle der Inneren Mission in Bln.-Mitte. An einen neu zu uns kommenden Amtsbruder konnte ich im Sommer die Jugendarbeit und den Opfergroschenkreis abgeben. Dafür kam ich später in engere Verbindung mit der Mütterarbeit.

Am 1.12.1952 musste ich mich einer Radicaloperation der rechten Stirnhöhle unterziehen. Die Op. verlief gut.

Im Frühjahr 1953 übernahm ich einen Christenlehreauftrag für evangelische Mädchen einer katholischen Oberschule. Wegen Überlastung musste ich mich im Spätherbst 1954 beurlauben lassen, übernahm dann aber den wöchentlichen Gottesdienst für diese Oberschülerinnen - bis Mitte Dezember 1956. Ebenfalls im Frühjahr 1953 begann ich meine Mitarbeit an dem 1952 neueingerichteten Kirchlich-Diakonischen Lehrgang in der Stoeckerstiftung zu Berlin-Weissensee. Ich unterrichte dort durchschnittlich sieben bis acht Stunden in der Woche, zuletzt neutestamentliche Auslegung, Geschichte Israels, Profangeschichte. Eine in Krieg und Gefangenschaft chronisch gewordene, besonders im Frühjahr und im Herbst regelmässig wiederkehrende Erkrankung des gesamten Atmungstractus führte im Mai 1954 - nach guter Besserung durch die seit Januar 1953 von Herrn Prof. Gutzmann zunächst erfolgreiche Behandlung - dazu, dass ich erstmalig meine Konfirmanden nicht selber einsegnen konnte.

Mein - inzwischen verstorbener - Superintendent setzte nun für mich eine sechswöchige Verschickung in das Nordseeheilbad St. Peter (Nordseekuranstalt Goldene Schlüssel) durch. Diese wirkte fast schlagartig zum Guten. Auch hielt ich in Berlin den Winter 1954/55 durch. Aber im Frühjahr 1955 war die übliche Krise wieder da. Noch schlimmer im Okt./November 1955! Ein Nordseeaufenthalt im Mai 1956 brachte sofortige Besserung. Doch der vergangene Spätherbst und der Winter brachten mich wieder an die Grenze der Dienstunfähigkeit. Schon im Juni 1956 hatte ich das Ev. Konsistorium Berlin - Brandenburg um Freigabe in eine Pfarrstelle in geeignetem Nordseeklima gebeten. Sie wurde aus allgemeinkirchlichen Gründen abgelehnt. Nun habe ich unter Beifügung eines weiteren ärztlichen Gutachtens um meine Versetzung in den Ruhestand gebeten, verbunden mit der Bitte, mich für eine Tätigkeit in geeignetem Nordseeklima im Sprengel Schleswig der Schleswig-Holsteinischen Landeskirche freizugeben. Ich erhoffe davon eine weitgehende Besserung meiner Arbeitsfähigkeit.

Folgendes bleibt nachzutragen:

Am 26.3.1940 wurde ich in der Heilandskirche zu Berlin-Moabit mit der Vikarin Ruth Schmoldt getraut. Meine Frau wurde am 13.7.1911 in Bln.-Wilmersdorf geboren.

Wir haben fünf Kinder: Martin ..., Hildegard ..., Johannes ..., Irene ..., Heiner ...

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Der Lebenslauf obige Lebenslauf wurde von Heinz Bruchwitz persönlich geschrieben am 10. Februar 1957.

Lebensdaten zu Heinz und seiner Familie Bruchwitz

Heinz Bruchwitz, geboren am 11. März 1911 in Berlin-Tegel

12. März 1929 Abitur mit Auszeichnung

23. Juni 1937 die Erste Theologische Prüfung

19.11.1939 Ordination als Pfarrer in der Heilandskirche in Berlin

15. Januar 1940 Hilfsprediger (Pfarrer) in Soldin / Neumark

26. März 1940 Hochzeit mit Ruth, geborene Schmoldt in der Heilandskirche in Berlin-Moabit

1. November 1940 Pfarrer in Lippehne / östliche Neumark (seit 1945 zu Polen)

Januar bis Oktober 1940 Westfeldzug in Frankreich

April 1941 erneut als Soldat eingezogen

April 1941 bis April 1945 Soldat (Sanitätsgefreiter) in Rußland.

Dezember 1939 / August 1945 Hilfsprediger (Pfarrer nach I. Examen) in Lippehne/Neumark und Rädigke/Kreis Belzig

April 1945 bis 18.7.1947 in sowjetischer Gefangenschaft / Smolensk

1944 (1947) bis 1951 Pfarrer in Rädigke (Kreis Belzig)

1944 bis 1947 - Ruth Bruchwitz als Vikarin (stellvertretend für ihren Mann) in Rädigke tätig.

September 1951 bis 1957 Pfarrer an der Zionskirche in Berlin-Mitte (damals Ost-Berlin)

Amtszeit 1957 bis 12/1976 in Leck in Nordfriesland, und der Umzug von Berlin nach Leck (mit Auszügen aus seinem Pfarramtskalender)

Am 20. März 1957 hielt Heinz Bruchwitz seine erste Predigt in Leck / Nordfriesland im Kirchenkreis Südtondern.

Am 3. Mai 1957 fährt Pastor Bruchwitz zunächst ohne Familie nach Leck (Kreis Südtondern) und beginnt dort seinen Dienst in der Kirchengemeinde in Leck (sogenanntes Probejahr). Am 20. Juni 1957 fand dann der Umzug der Familie Bruchwitz von Berlin (Ost) nach Leck (Nordfriesland) statt. Abfahrt vom Berliner Ostbahnhof war um 7.05 Uhr. Um 18.15 Uhr kam die Familie in Leck an. Der Zug fuhr damals über Lindholm nach Leck.

06/1957 bis 12/1976 Heinz Bruchwitz war Pastor in der Kirchengemeinde in Leck, Kirchenkreis Südtondern in Nordfriesland mit den Orten Achtrup und Stadum; die offzielle Amtseinführung in Leck war 1958. Er war neun Jahr auch als Standortpfarrer (Militärpfarrer) in Leck (Landkreis Nordfriesland) sowie dem Bundeswehrstandort Stadum (Kaserne) tätig.

ab 1. Januar 1977 Pensionär in Leck (Heinrichstraße) in Nordfriesland. Heinz Bruchwitz wohnte mit seiner Familie bis Mitte der 1960er Jahre nahe seiner Arbeitsstätte, der St. Willehad - Kirche in der Süderstrasse Nr. 4 in Leck (Nordfriesland, früher Kreis Südtondern), danach wohnte die Familie im Schallholm Nr. 3-5, zuletzt im Gutenbergring Nr. 19.

Am 18. März 1982 gestorben in Niebüll / Nordfriesland im Krankenhaus. Bruchwitz wurde begraben auf dem Friedhof in Leck in Nordfriesland, Amt Südtondern (ab 1.1.2008). Die Trauerpredigt in der St. Willehad-Kirche in Leck hielt Pastor Friedrich Willert.

Nachtrag: Heinz Bruchwitz war in den 1930er/1940er Jahren Mitglied der Bekennenden Kirche.

Abkürzungen / Anmerkungen zum Lebenslauf

Sup.tur entspricht dem Wort Superintendentur (Diozöse, kirchlicher Verwaltungsbezirk des Superintendenten / auch Propst)

Bln. = Berlin

Krs. = Kreis

Ev. = evangelisch

Theolog. = Theologischgeb. = geborene

Op. = Operation

* = Zion / Kirchengemeinde Zion (Berlin-Mitte) - drei Pastoren zuständig für 24.000 Einwohner

1933 hatte sich zunächst der Pfarrernotbund gegründet; die 1934 gegründete Bekennende Kirche wandte sich gegen den Totalitätsanspruch des Staates und die Vereinnahmung des Evangeliums für sachfremde politische Zwecke. Diese Auseinandersetzung um den wahren Glauben innerhalb der Kirche und um sein Verhältnis zur Staatspolitik im Dritten Reich bezeichnet man als Kirchenkampf

Nach anfänglichen Erfolgen wurde die Bekennende Kirche etwa ab 1937 zunehmend verfolgt, hielt aber an ihrer eigenen Organisation fest und setzte sich mit dem Büro Grüber seit 1938 auch für verfolgte Juden ein. Dennoch war sie entgegen der Selbstdarstellung vieler ihrer Mitglieder nach 1945 keine Opposition zum Nationalsozialismus als solchem. Viele der späteren Bekennenden Christen bejahten Adolf Hitlers Machtergreifung, schwiegen bis 1939 zu den meisten Menschenrechtsverstößen des Regimes und unterstützten den 2. Weltkrieg.

Bei der Neugründung der Evangelischen Kirche in Deutschland ab 1945 spielten einige Vertreter der Bekennenden Kirche eine tragende Rolle. Ihr Gründungsmanifest, die Barmer Theologische Erklärung, wurde in die Bekenntnisschriften vieler evangelischer Landeskirchen aufgenommen. Die im Kirchenkampf geübte synodale Demokratie setzte sich in den Kirchenverfassungen jedoch nur begrenzt durch. (aus: Wikipedia-Lexikon)

Bekannte Bekenntnistheologen waren Dietrich Bonhoeffer (1906 bis 1945) und Karl Barth (1886 bis 1968)



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