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KLEIN-KATZ

Provinz Preussen – Regierungsbezirk Danzig – Kreis Neustadt

Das Rittergut Klein-Katz ist zwei und eine halbe Meile von Danzig entfernt an der nach Pommern führenden Chaussee gelegen. Es tritt als Rittersitz, soweit bekannt, zuerst am Montag nach Epiphanias des Jahres 1363 hervor, als es zusammen mit Gross-Katz und Koliebke und mit dem Rechte der Fischerei in der „Salzsee“ von dem Danziger Comthur des Deutschen Ordens, Bruder Giesebrecht von Dudelsheim, dem getreuen Herrn Peter von der Katze zu Magdeburgischem Rechte verliehen wurde. Die Besitzer nannten sich damals und noch im folgenden Jahrhundert in der Regel nach ihren Gütern; und so ist denn aus dem Namen „von der Katze“ nicht zu bestimmen, aus welchem Deutschen Geschlechte jener Ritter Peter entsprossen ist. Erst im fünfzehnten Jahrhundert lässt sich auf das Geschlecht schließen, welches damals und im folgenden Saeculo unter dem Namen „von der Katze“ an der Katz, dem durch Waldschluchten zur Ostsee eilenden Forellenbach, hauste.

Nachdem nämlich, während des Bundeskriegs und der Erhebung der preußischen Einwohner und Städte gegen den Landesherrn, die deutsche und insbesondere auch die schlesische Ritterschaft mit vielen ihrer Mitglieder dem deutschen Orden gegen die von Polen unterstützten Rebellen zu Hilfe geeilt war, jedoch die tiefe Demütigung des Ordens und selbst den Verlust der Marienburg mit ganz Westpreußen an Polen (1466) nicht hatte verhindern können, blieben viele dieser Ritter, zu denen auch zwei aus dem Herzogtum Liegnitz, namens Nickel und Jorge Brauchewitz gehörten, in dem nun polnisch gewordenen Teil von Preußen zurück und ließen sich dort auf den zahlreichen, besitzlos gewordenen Gütern nieder. Sehr bald finden wir das Geschlecht der Brauchewitz unter verschiedenen, von ihren Gütern hergenommenen, polonisierten Namen, z.B. Brochwitz-Donimirski (vom Dorfe Dönnemorse), Brochwitz-Trembecki und auch Brochwitz-Katzki im Lande ausgebreitet (der Name kommt in polonisierter Form als Browic und Brochwitz, in deutscher Form als Brauchewitz, Brauchwitz, Brauchitz) und jetzt als Brauchitsch vor. Die erstgenannten beiden Linien sind bis auf die neueste Zeit, unter Bewahrung ihres katholischen Glaubens in Westpreußen angesessen geblieben, während der in Schlesien zurückgebliebene Teil des Geschlechts sich im sechzehnten Jahrhundert der Reformation und dem evangelischen Glaubensbekenntnis zuwandte. Die Katski oder Herren von der Katze aber sind unter diesem Namen mutmaßlich schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts aus der Provinz Preußen verschwunden, nachdem laut einer Urkunde vom Jahr 1578 auf Klein-Katz noch zwei Brüder, Nickel und Matthis von der Katze, gesessen hatten. Wenigstens ging im Jahre 1585 Klein-Katz aus ihren Händen an die Danziger Patrizierfamilie derer von Rosenbergk, jedoch ohne dass diese nach der nunmehr veralteten Sitte den Gutsnamen als den ihrigen annahmen, und verblieb bei demselben bis zum Jahre 1687. Darauf erwarb der dänische Oberstleutnant Woclaw (Wotzlaff) von Putkamer das Gut und überließ es – wahrscheinlich nach einem kurzen Zwischenbesitz der Familie von Glasau – und hatte es im Jahre 1736 dem Herrn Ernst Boguslaw von Krockow, Landrichter des Putziger Distrikts und Erbschenken von Hinterpommern, käuflich übergeben. Schon der nächste Besitznachfolger, der polnische Generalmajor Otto Karl von Krockow, verkaufte es im Jahre 1800 wieder an den Justizrat (späteren Landrat) von Groddeck, der aber nur wenige Jahre die Freude seines Besitzes genoss, da die Belagerungen Danzigs in den Jahren 1806 und 1813 und die Verlegung des Hauptquartiers oder gar der Lazarette in das geräumige Herrenhaus das Gut und Haus völlig devastierte, und es der Familie vorteilhaft erscheinen ließ, dasselbe im Jahre 1836 wieder zu verkaufen. Von diesem Jahr bis 1847 wechselte das Gut sechsmal seine meist nur auf Erwerb und Wiederverkauf spekulierenden Besitzer, bevor es in die Hand seines jetzigen Besitzers, des Landrats Wilhelm von Brauchitsch (von der schlesischen evangelischen Linie des oben erwähnten Geschlechts) kam.

Klein-Katz umfasst mit den jetzt dazu gehörigen Gütern und Vorwerken, einschließlich der bäuerlichen Ländereien, 100 kullm. Hufen oder 6660 magdeburger Morgen. Das Herrenhaus ist alten aber unbekannten Ursprungs; das Corp de logis ist der älteste Teil, und die über beide Fronten vorspringenden Flügel sind wahrscheinlich bei einem Umbau im Jahre 1741 entstanden. Eine durchgreifende Renovation hat das Gebäude durch seinen jetzigen Besitzer erfahren und hierbei die nunmehrige äußere Form erhalten. Es liegt unter alten Ahornen, Rustern und Erlen am Abhange der zur See abfallenden westpreußischen „Höhe“ etwa 60 Fuß über dem Spiegel der Ostsee, von der es noch etwa 2000 Schritte entfernt ist und auf welche die Fenster des östlichen Flügels über das Vorland hin, zwischen der bewaldeten Kuppe „Adlerhorst“ und einer alten Kastanienallee hindurch einen schönen, durch die den Danziger Hafen besuchenden Schiffe einen belebten Anblick gewähren.


Quelle: Name eines Autoren ist nicht bekannt; der Text - mit dem Titel "Klein-Katz / Provinz Preussen - Regierungs-Bezirk Danzig - Kreis Neustadt" mit der Geschichte von Klein-Katz wurde ursprünglich einmal von Alexander Duncker (1813-1897), Königlicher Hofbuchhändler aus Berlin, zusammen mit einer Lithographie im 19. Jahrhundert herausgegeben.


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